H. Schäfer: Im neuen Jahr starten wir einen neuen Zyklus über wichtige homöopathische Mittel, wieder mit einem persönlichen Fokus auf Ihren Entwicklungsweg. Fangen wir damit an, wie alles begann.
Andreas Krüger: Es begann damit, dass mich die Götter mit einer chronischen Krankheit segneten, die im frühen Alter von drei Jahren auftrat und erst Jahre später als solche klassifiziert wurde. Ich kann mich aber erinnern, dass ich schon als kleiner Junge furchtbare Kopfschmer- zen hatte, die dann in ein chronisches Erbrechen aus- uferten, weswegen ich mehrere Male im Krankenhaus war, weil alle dachten, ich müsste sterben. Im Kranken- haus gab es furchtbare Isolationserlebnisse ohne Mutter, so dass ich danach immer nur an der Hand meiner Mutter einschlafen konnte, an der ich im Halbschlaf immer wieder zog, um mich zu vergewissern, dass sie noch da war.
Vielleicht war das der Auslöser für meine langjährigen Therapieerfahrungen – auf jeden Fall kann ich heute sagen, dass ich auch deswegen ein guter Therapeut bin, weil ich so viele Erfahrungen sammeln konnte.
Heute weiß ich, dass dieses Erbrechen mit Migräneanfällen zusammen hing. Hätte man mir damals ein Migränezäpfchen gegeben, wäre mir vielleicht vieles erspart geblieben. Lustig ist, dass ich dadurch meinen Coca-Cola-Fetischismus entwickelte, den ich bis heute in mir trage. Meine beiden wichtigsten Nahrungsmittel sind „kalte Coca-Cola in kleiner Glasflasche und Hotdogs“ – am besten beides zusammen.
Was geschah mit der Migräne?
Es entwickelte sich eine furchtbare Migräne, die dann mit irgendwelchen Schmerzmitteln beru- higt wurde. Ich kann mich erinnern, dass ich in der Grundschule schon regelmäßig Schmerz- mittel genommen und dass ich mir sogar von meiner Oma Eumed geklaut habe. Mit 12 Jahren hatte ich regelmäßig dreimal die Woche Migräneanfälle, die immer morgens anfingen. Im Nachhinein kann ich sagen, dass diese Anfälle der Grundstein für meine spätere Schattenarbeit in der Homöopathie war. Damals hatte ich immer das Gefühl, als wenn ein Schatten hinter meinem Kopf lag – also etwas, was ich nicht sehen konnte. Ohne die Migräne wäre ich wahr- scheinlich nie auf die Schattenarbeit gekommen.
Diese Migräne begleitete mich viele Jahre. Ich rannte von Arzt zu Arzt und nahm Unmengen von Chemie, habe geraucht und war zwischenzeitlich auch magersüchtig – mit 18 Jahren wog ich nur 68 Kilo. Dann bin ich Physiotherapeut geworden, aber die Migräne kam regelmäßig wieder. Dank meiner Mutter fing ich eine Heilpraktikerausbildung an, denn sie hatte einen Heilpraktiker kennen gelernt, den sie toll fand. In dieser Zeit probierte ich alles aus, was uns als Lehrstoff angeboten wurde. Aber nichts half.
Das einzige, was ich nicht ausprobierte, war Homöopathie, weil ich die Homöopathen an der Schule doof fand. Sie waren blass, hatten fettige Haare und aßen in der Mittagspause gekeimte Körner, während ich bei der Musik von Einstürzende Neubauten eine Currywurst mit Pommes vertilgte – es war eine schwierige Situation. Dann hatte ich auch noch einen ersten Homöopa- thielehrer, der bekennender Nationalsozialist war und sagte, daß vom Onanieren das Rücken- mark kürzer wird. Damals war ich bekennender Reichianer und da will mir jemand erzählen, dass der Untergang der europäischen Kultur damit zu tun hat, dass man Frauen zum Studium zuließ. Das hat mir den Einstieg zur Homöopathie sehr erschwert.
Wie kamen Sie dann zur Homöopathie?
Es passierte etwas ganz Fantastisches. Ein junger Arzt kam als Lehrer zu uns: Volker Rohleder, einer der erfolgreichsten Ärzte Deutschlands. Er unterrichtete ganz normale Anatomie, aber er erzählte uns nicht nur Symptomreihen und las nicht nur aus irgendwelchen Büchern vor, son- dern erzählte auch Persönliches von seinen ersten homöopathischen Erlebnissen und brachte z.B. das Mittel Tuberkulinum mit Chopin in Zusammenhang – ich glaube, er hatte Regie studiert, bevor er Arzt wurde. Es entstand auf jeden Fall ein Kosmos, so dass ich dachte, dass Homöo- pathie doch spannend sein könnte. Dann fragte ich Volker Rohleder, ob er mich behandeln würde. Er lehnte ab, weil er noch zu wenig wusste und empfahl mir seinen homöopathischen Arzt am Bayrischen Platz.
Die Begegnung mit ihm war etwas Besonderes, denn er sah nicht nur so aus wie Hahnemann, sondern war so liebevoll und weise, wie ich mir Hahnemann vorstellte – und wie ich es selten bei Ärzten erlebt habe. Er nahm sich viel Zeit, hörte sich meine Migräneprobleme an, stieg aber gar nicht darauf ein, sondern befragte mich nach dem Verhältnis zu meiner Mutter. „Die lieb ich total. Sie ist die wichtigste Frau in meinem Leben. Ich hab mich schon von meinen Freundinnen getrennt, wenn meine Mutter die nicht in Ordnung fand. Meine Mutter ist ganz wichtig! Darum trinke ich auch nicht und erzähle keine schmutzigen Frauenwitze, denn das hat mein Vater gemacht und meine Mutter sagte mal zu mir: ‚Werde nicht wie dein Vater.’“
Mein Vater war ein Chauvie, er war rechthaberisch, streitsüchtig, egoistisch und all das habe ich versucht, nicht zu werden. Ich hatte mich bis zu diesem Zeitpunkt noch nie mit einer Frau ge- stritten – noch nie! In dieser ganzen Feminismuszeit habe ich mich zum Dauerhorst gemacht, nur um nicht zu widersprechen und zu überleben. Ich habe so langweilige Bücher wie „le deuxième sexe“ von Simone de Beauvoir gelesen, obwohl ich die Napoleon-Biographie viel spannender gefunden hätte. Ich habe gehäkelt, war komplett in lila gekleidet und konnte Virginia Woolf auswendig, obwohl ich lieber Rocky geguckt hätte – aber ich habe alles gemacht, um ein guter Junge zu sein.
Das hörte sich der Arzt an und dann sagte er einen Satz, der mich total in den Widerstand brachte: „Na, dann zünden Sie ja drei Mal in der Woche die Bomben im Kopf, die Sie eigentlich unter dem Bett Ihrer Mutter zünden müssten.“ „Wie meinen Sie denn das? Ich bin doch Hippie: make love not war.” „Dann müssen wir mal etwas dafür tun, dass die Bomben am rechten Platz gezündet werden.“
Und dann ging er in seine Kammer – denn er war ein Mann, der seine Arzeneien noch selbst herstellte – und gab mir eine Flasche, in der war Glonoinum D8 drin: Nitroglycerin. Daraus werden Bomben gebaut. Nitroglycerin ist eine der heftigsten Sprengstoffe, die es gibt. Er rat mir, dieses Mittel einzunehmen und das Buch von Herrn Schwäbisch „Selbstbefreiung durch Medi- tation“ zu lesen. Außerdem empfahl er mir, eine Therapie zu machen, in der ich lernen würde, meine Wut auszudrücken. Daraufhin habe ich eine dreieinhalbjährige bioenergetische Analyse begonnen, in der ich zwei Mal in der Woche „Mutter, ich töte dich“ schreien und mir mit dem Teppichklopfer die Hände wund kloppen musste. Heute macht das keiner mehr, aber damals war das richtig angesagt.
Haben Sie die Empfehlungen umgesetzt?
Als ich aus der Praxis kam, habe ich erst einmal zur Sicherheit in der Apotheke eine Packung Eumed gekauft, rauchte zur Beruhigung einen kleinen Sticky und dann nahm ich dieses homöopathische Mittel Glonoinum D8 und ...
... seitdem haben Sie keine Migräne mehr?
So ist es. Danach hatte ich nächtelang Träume von Krieg und Bombenexplosionen und träumte, dass ich ein Anarchist wäre, der Bomben legt. Eine Woche später stritt ich mich zum ersten Mal mit meiner damaligen Freundin. Das heißt nicht, dass ich brüllte, aber ich hatte ein zartes Widerwort, was die Freundin wiederum sehr spannend fand. Danach hatten wir aufregenden Sex. Das fand ich wiederum spannend, denn bisher war ich immer nur das große Kuschel- monster, das sich ständig danach erkundigte, ob auch alles für die Dame so richtig sei. Mit diesem Glonoinum ging es los, dass ich mich der Homöopathie zuwand. Für mich war es das Damaskuserlebnis, denn ich bin vom allopathischen Saulus zum homöopathischen Paulus geworden.
Hätte ich dieses Erlebnis vorher mit Akupunktur, Neuraltherapie oder Anthroposophie gehabt, würden wir heute über meine Erfolge mit Neuraltherapie schreiben. Glonoinum, also Nitro- glyzerin, der Grundstoff für Dynamit, ist ein Mittel für alle Arten von Beschwerden, die sich anfühlen, als wenn eine Bombe explodiert und rein bildlich ein Mittel für alle Menschen ist, die viel Explosivität in sich tragen, aber die aus vielfältigen Gründen – wie ein guter Mensch, ein guter Junge und gewaltfrei zu sein – ihr Potenzial nicht zünden. Mir hat dieses Mittel den Weg in meinen heiligen Zorn geöffnet. Es war DAS Mittel, das mich auf meinen Weg als Homöopath und Heiler gebracht hat.
Was für ein schönes Bild für das alljährliche Feuerwerk zu Neujahr.
Andreas Krüger ist Heilpraktiker, Schulleiter und Dozent an der Samuel-Hahnemann-Schule in Berlin für Prozessorientierte Homöopathie, Leibarbeit, Ikonographie & schamanischer Heilkunst
Quelle:
http://www.kgsberlin.de/archiv/eintrag/art78975.html
Natürlich gilt es, im Zweifelsfall den Homöopathen zu konsultieren.